Der 29-jährige Pianist Rainer Böhm und sein zehn Jahre älterer Doppelpartner, der Saxofonist Johannes Enders, stehen geradezu musterhaft für den Wandel, der sich in den 80er Jahren in der Jazzerziehung vollzogen hat – stehen auch dafür, wohin dieser Wandel nunmehr vielfach führt. Sie konnten ihr Handwerk an Musikschulen und dann an entsprechenden Abteilungen verschiedener Hochschulen erlernen, konnten es anwenden in prominenten Jugend-Big-Bands, erfuhren Bestätigung durch die erfolgreiche Teilnahme an renommierten internationalen Wettbewerben und sind nun selber als Hochschullehrer tätig.
Kein Wunder also, dass die beiden eine sehr stark formgeprägte Musik machen, die zunächst in der klassisch modernen Tradition wurzelt, zu der mittlerweile ja auch Keith Jarrett, Chick Corea oder Michael Brecker und Wayne Shorter zu zählen sind. Doch wo Jarrett, Corea und Co. schwelgen, hält Rainer Böhm mit fast nüchterner Linearität dagegen. Unaufgeregt logischer Progression ist auch die Rhetorik von Johannes Enders verpflichtet; in innigem Wechselspiel geht er auf die Impulse des Pianisten ein, ist integraler Partner bei der Ausgestaltung der Kompositionen, die alle von Rainer Böhm stammen und die man sich bei aller Klarheit beileibe nicht emotionslos vorzustellen hat. Eine fast anmutige Gelassenheit bestimmt das ganze Programm – auch da, wo das Tempo durchaus kräftig anzieht. Dieses Duo-Programm ist eine mehrfach runde Sache – ganz wie das doppelrunde B des Titels.
Thomas Fitterling, RONDOMAGAZIN 6/2006